LESERFRAGEN Ratgeber-Aktion „Schlafstörungen“ am 21.02.2013
Ich habe aus heiterem Himmel massive Schlafprobleme bekommen und weiß nicht, woran es liegt. Wie komme ich den Ursachen für meine Schlafstörungen auf die Spur?
- Prof. Dr. phil. Egon Stephan, Direktor der Schlafambulanz am Psychologischen Institut der Universität zu Köln: Um den Ursachen für Ihre Schlafstörungen auf die Spur zu kommen, muss zunächst bekannt sein, wie Ihre Schlafstörungen aussehen. Danach kann gemeinsam mit Ihnen nach den Ursachen gesucht werden.
Mein konkretes Problem ist das Einschlafen. Wenn ich Ärger oder Stress habe, liege ich teilweise stundenlang wach und bin tagsüber wie gerädert. Mein Hausarzt hat mir jetzt ein Medikament verschrieben. Lieber wäre mir aber eine alternative Methode. Was kann ich tun?
- Prof. Dr. Stephan: Wenn Sie tagsüber viel Stress und Ärger hatten, ist es besonders wichtig, dass Sie sich durch eine vernünftige sportliche Anstrengung körperlich abreagieren und müde machen. Dadurch werden die Stresshormone wirkungsvoll abgebaut. Die körperliche Ermüdung hilft besonders gut beim Einschlafen. Auf keinen Fall sollten Sie vorsichtshalber ein oder zwei Stunden früher ins Bett gehen, weil Sie befürchten, noch lange wach zu bleiben. Es ist besser, erst dann ins Bett zu gehen, wenn Sie sich richtig müde fühlen.
Meine Frau schnarcht und ich stelle in letzter Zeit fest, dass sie dabei gelegentliche Atemaussetzer hat. Ist das normal oder sollte man schon etwas unternehmen?
- Prof. Dr. Stephan: Bei Schnarchern muss man besonders dann etwas unternehmen, wenn es zu häufigen Atemaussetzern kommt. Problematisch sind zehn und mehr Atemaussetzer pro Stunde, die jeweils länger als zehn Sekunden dauern. Hier besteht der Verdacht auf eine Schlafapnoe, die Sie am besten durch eine Untersuchung in einem Schlaflabor abklären sollten.
Ich setze mich im Beruf und im Privatleben selber so unter Druck, dass ich nachts nicht schlafen kann. Welche Entspannungsübungen empfehlen Sie mir vor dem Schlafengehen?
- Dr. med. Lennart Knaack, Arzt und Somnologe, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): Grundsätzlich sollte man vor dem Zubettgehen oder während der Bettzeit vertraute Entspannungsübungen ausüben. Sie müssen sozusagen automatisch ablaufen. Neben der sehr beliebten progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson bietet sich vor allem das autogene Training an. Zudem können Atemübungen, Yoga und Meditation hilfreich sein.
Ich arbeite seit 15 Jahren im Schichtdienst und finde in meinen freien Zeiten nicht ausreichend Schlaf. Ich habe schon alles probiert, im Moment nehme ich deshalb Schlaftabletten. Aber das ist ja auf Dauer keine Lösung. Was raten Sie mir?
- Dr. med. Lennart Knaack: Faktoren, die den Schlaf stören, sollten möglichst ausgeschaltet werden. Das bedeutet beispielsweise, dass Sie in den Aktivitätsphasen auf eine ausreichende Lichtexposition achten sollten. Besonders geeignet sind hier Tätigkeiten im Freien – auch im Winter. Das Schlafzimmer sollte komplett abdunkelbar und geräuscharm gehalten werden. Wichtig ist, zentral stimulierende Substanzen und Genussgifte wie Alkohol, Nikotin und Koffein im Nachtdienst zu meiden. Obendrein empfehle ich Ihnen eine leichte, vitaminreiche Ernährung und ausreichend Bewegung. Schlaffördernde Substanzen wie das Hormon Melatonin helfen gelegentlich.
Der Grund für meine Schlaflosigkeit ist ganz banal: Mein Mann schnarcht extrem. Ich mag ihn aber auch nicht wecken oder in ein anderes Zimmer „umziehen“. Was kann ich tun?
- Dr. med. Lennart Knaack: Wenn man keine Ohrenstöpsel verträgt, ist es sicherlich am einfachsten, den schnarchenden Partner „ruhig zu stellen“. Alkohol, schwere Mahlzeiten oder starkes Rauchen können Schnarchen verstärken, eine Gewichtsabnahme bei banalen Schnarchern indes eine Linderung bewirken. Lagerungskissen helfen manchmal. Zudem ist mitunter eine Allergiediagnostik in Verbindung einer HNO-Untersuchung sinnvoll. Aber Vorsicht! Schnarchen kann auch auf ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom deuten und damit auf eine ernsthafte Erkrankung, die dringend ärztlich diagnostiziert und behandelt werden muss.
Ich habe einen stressigen Bürojob und leide seit Jahren unter Schlafproblemen. Ich war deshalb auch schon einige Male in ärztlicher Behandlung. Kann ich trotzdem eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen oder ist das ein Ablehnungsgrund?
- Christoph Andersch, Experte für Berufsunfähigkeitsversicherungen bei den Ergo Direkt Versicherungen, Fürth: Bei der geschilderten Vorgeschichte ist es sicherlich schwierig, einen adäquaten Versicherungsschutz zu erhalten. Eine grundsätzliche Ablehnung eines Antrags ist damit jedoch nicht verbunden. Für eine sachgerechte Risikoeinschätzung würden hierzu zunächst nähere Informationen zu Ursachen, Anamnese, Symptomen, stattgefundenen beziehungsweise laufenden Behandlungsmaßnahmen und eventuell vorliegende Prognosen eingeholt. Bei günstigen Risikofaktoren und Prognosen kann ein entsprechender Versicherungsschutz angeboten werden.
Ich bin 25 Jahre alt und von Beruf Bäcker. Bei dem außergewöhnlichen Arbeits- und Schlafrhythmus habe ich Angst, dass ich den Beruf körperlich und psychisch nicht ewig ausüben kann. Wie sollte ich mich am besten absichern?
- Christoph Andersch: Solange die gesundheitliche Situation noch gut ist und keine Vorerkrankungen oder Beschwerden bestanden, ist es sinnvoll und unbedingt ratsam, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, da dann noch ein vollumfänglicher Versicherungsschutz gewährleistet werden kann.
Ich bin 37 Jahre alt und habe seit drei Jahren eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Nun wechsle ich innerhalb meines Betriebes in den Schichtdienst, an meiner generellen beruflichen Aufgabe ändert sich aber nichts. Muss ich den Wechsel in den Schichtdienst meiner Versicherung melden?
- Christoph Andersch: Abhängig von den jeweiligen Versicherungsbedingungen der verschiedenen Versicherungsgesellschaften ist ein Berufswechsel oder eine sonstige Gefahrerhöhung – wie etwa eine risikobehaftete Freizeitaktivität oder eine Änderung der beruflichen Anforderungen – nach Vertragsschluss in der Regel nicht anzuzeigen. Der Versicherungsschutz erstreckt sich automatisch auf die neu ausgeübte berufliche Tätigkeit beziehungsweise auf neue berufliche Anforderungen innerhalb der bisherigen Tätigkeit.
Ich kann gut einschlafen, werde aber oft mitten in der Nacht wach und finde dann über Stunden nicht zurück in den Schlaf. Was raten Sie mir?
- Thea Herold, Mitbegründerin der Schlafakademie Berlin. Freie Autorin und langjährige Dozentin mit Lehrauftrag an der Universität der Künste Berlin: Lassen Sie sich nicht vom Gedanken quälen, dass man für eine erholsame Nachtruhe grundsätzlich durchschlafen muss. Das gehört ins Reich der Schlafmythen. Wenn Sie mitten in der Nacht so wach werden, dass sich der Schlaf nicht leicht wieder einstellt, dann stehen Sie ruhig auf und suchen sich eine entspannende Aktivität. Nach einiger Zeit werden Sie dann oft wieder schläfrig. Wichtig ist, dass Sie dennoch möglichst zur gleichen Zeit am Morgen aufstehen, um Ihren natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus zu erhalten.
Ich hatte bis vor einem halben Jahr einen verantwortungsvollen Job und konnte immer gut schlafen. Erst seitdem ich im Ruhestand bin, habe ich Schlafstörungen und liege nachts lange wach. Was kann ich tun?
- Thea Herold: Nicht nur der Schlaf bestimmt die Qualität des Tages – ebenso wirkt der Tag zurück auf die Ruhe der Nacht. Vielleicht hat sich nach dem Beginn Ihres Ruhestandes die Balance zwischen Tagesaktivität und Schlafdruck am Abend noch nicht wirklich eingestellt. Beachten Sie deshalb gerade in dieser Übergangsphase die Regeln der Schlafhygiene. Erlernen Sie eine Entspannungstechnik und sorgen Sie für ausreichend Bewegung für Körper und Geist. Und sollten sich die Schlafprobleme nach etwa acht bis zehn Wochen nicht von selbst erledigen, bitten Sie einen Schlafmediziner um Rat und Hilfe. Je früher, umso besser.
Ich schlafe abends immer vor dem Fernseher ein. Nun habe ich ihn sogar ins Schlafzimmer gestellt, damit ich zum Ausschalten nicht mehr aufstehen muss. Was halten Sie davon?
Thea Herold: Die Antwort, ob technische Geräte ins Schlafzimmer gehören, steht und fällt mit der Frage, ob uns Fernseher, iPad, Mobiltelefon und Ähnliches beim Schlafen stören oder nicht. Wenn Sie mit einem Timer Ihren Fernseher ausschalten und dann friedlich in Morpheus`Armen liegen, kann das Teil Ihres persönlichen Schlafrituals sein. Dann ist das in Ordnung. Grundsätzlich ist alles erlaubt, was den Schlaf unterstützt und fördert. Ob ruhige Musik, ein Glas warme Milch mit Honig, ein Stück Schokolade, ein paar Seiten Lesestoff oder eben wie bei Ihnen das abendliche Fernsehprogramm.
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